Vom European Association for the Study of Diabetes (EASD) Kongress 2013 in Barcelona
Bei etwa der Hälfte aller Patienten mit Typ 2-Diabetes findet sich Albumin im Harn. Dies ist das erste Anzeichen einer Niereninsuffizienz infolge der diabetischen Mikroangiopathie. Bei etwa einem Viertel aller Typ 2-Diabetiker ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) reduziert, die Niereninsuffizienz also auch manifest.[1]
Diabetespatienten mit Niereninsuffizienz haben ein doppelt so hohes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und schwere Hypoglykämien wie Diabetespatienten mit intakter Nierenfunktion. Zudem haben sie ein hohes Risiko, dialysepflichtig zu werden.[1]
Bei Diabetikern mit positivem Albuminnachweis ist eine konsequente antidiabetische und antihypertensive Therapie daher besonders wichtig!
Etliche orale Antidiabetika (und auch Insulin) werden in relevantem Ausmaß über die Niere eliminiert. Wenn die renale Clearance eingeschränkt ist, müssen sie entweder geringer dosiert oder wegen Kontraindikation ersetzt werden.
Folglich lohnt sich die Frage an alle Patienten mit oralen Antidiabetika: „Ist Ihre Nierenfunktion in letzter Zeit untersucht worden?“ Sie ermöglicht einen Einstieg in die Therapieoptimierung und kann den Zugang zu den Laborparametern des Patienten eröffnen, ohne die eine umfassende Optimierung nicht möglich ist.
Um die Nierenfunktion des Patienten grob einzuschätzen, genügt die Kenntnis des Alters, des Geschlechts, der Hautfarbe und des Serumkreatininspiegels des Patienten. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie empfiehlt web-basierte Nierenfunktionsrechner, die mit wenigen Klicks basierend auf diesen Daten eine geschätzte Nierenfunktion ermitteln, z.B. nach der CKD-Epi-Gleichung.
Eine GFR unter 60ml/min/1,73m² entspricht einer moderaten, eine GFR unter 30ml/min/1,73m² einer starken Einschränkung.
Die Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft zu „Nierenerkrankungen bei Diabetes“ enthält nähere Angaben zum Screening und zu Zielwerten der antidiabetischen und antihypertensiven Therapie und natürlich zur Therapie selbst.
[1] Dr. Per-Henrik Groop, Professor für Nephrologie, Universität Helsinki, Finland; Vortrag beim 49. EASD-Kongress, September 2013 in Barcelona