Auch im Bereich Pharmazeutisches gab es beim NZW natürlich viel Spannendes für uns – viel mehr als hier dargestellt werden kann. Aber ein paar der interessanten Punkte waren:
Prof. Dr. G. von Minckwitz (Neu-Isenburg): Die therapieentscheidende Klassifikation beim Mamma-Ca ändert sich nach dem Grundsatz: „Treat the biology, not the stage“. Die neue Klassifikation enthält Bezeichnungen wie „Basal-like“, „Claudin-low“, „HER-2-enriched“, „Luminal-A“, „Luminal-B“ u.a. Beispielsweise handelt es sich beim „Luminal-A“ um langsam proliferierende Karzinome, für die wahrscheinclih eine reine endokrine Therapie ausreicht. Diese soll grundsätzlich so lange durchgeführt werden, wie es Verträglichkeit und Compliance zulassen, also auch länger als 10 Jahre. Ob Tamoxifen oder Aromatasehemmer ist für das Outcome vermutlich gleichgültig und kann anhand der Verträglichkeit festgelegt werden.
Dr. B. Albrecht (München): Faktoren, die Krebspatienten in die Arme von Wunderheilern treiben können, sind mangelndes Einfühlungsvermögen derjenigen Schulmediziner, die die (Erst-)Diagnose mitteilen, Fokussierung der Medien auf Leiden unter der Chemotherapie einerseits sowie Einzelberichte von Spontan (Wunder-)Heilungen andererseits, Versprechen der Wunderheiler wie „Ich kann Ihnen helfen, den Krebs zu besiegen“ und Verschwörungstheorien wie „Die Pharmaindustrie hält das Wissen um Behandlungsoptionen zurück, um ihre Präparate abzusetzen“.
Prof. Dr. G. Wiedemann (Ravensburg): Apotheker sollen die Anzeichen eines SIRS (systemic inflammatory response syndrome) als Vorstufe der Sepsis und des septischen Schocks erkennen, weil sie die ersten sein können, die den Patienten mit diesen Anzeichen sehen. Dann ist schnelles Handeln erforderlich, denn mit jeder Stunde, um die sich dher Therapiebeginn verzögert, steigt die Letalität um knapp 7%.
Wenn mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sind, könnte Ihr Patient ein SIRS haben:
- Körpertemperatur über 38°C oder unter 36°C
- Puls schneller als 90 Schläge pro Minute
- Atemfrequenz über 20 pro Minute oder ein pCO2 unter 32 mmHg
- Leukozyten über 12,000 oder weniger als 4,000 pro µl
Ein solcher Patient gehört umgehend in die Klinik, wo schnellstmöglich Volumen substituiert, Sauerstoff gegeben und ein Antibiotikum angesetzt werden muss.
Dorothee Dartsch, CaP Campus Pharmazie GmbH