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Übersichtsarbeiten / Reviews

Gut für die Übersicht

Die Abkürzung © beermedia | stock.adobe.comÜbersichtsarbeiten (engl. ‚Reviews‘) sind Zusammenfassungen mehrerer Veröffentlichungen zu einem Thema mit dem Ziel, den aktuellen Stand des Wissens darzustellen.
Systematische Reviews sind solche Zusammenfassungen, die in einem festgelegten Recherche- und Auswertungsprozess entstehen. Die Festlegung soll dazu beitragen, dass ein möglichst vollständiges und objektives Bild der Datenlage entsteht.
Die Cochrane Collaboration mit ihren nationalen Cochrane Zentren erstellt regelmäßig solche systematischen Reviews. Sie ist ein globales unabhängiges Netzwerk von Ärzten, Wissenschaftlern und Patientenvertretern, das aktuelle medizinische Informationen und Evidenz zu therapeutischen Fragen allgemein verfügbar macht, um allen Akteuren im Gesundheitswesen Entscheidungen über Behandlungsmöglichkeiten zu erleichtern und Patienten zu beraten.
In der Cochrane Library kann man kostenfrei nach derartigen Veröffentlichungen suchen und die wissenschaftlichen Zusammenfassungen (engl. ‚Abstracts‘) sowie Zusammenfassungen in (relativ einfachem) Klartext lesen, die einen guten Einblick in die Datenlage und Belegbarkeit (Evidenz) sowie die Ergebnisse der Auswertung erlauben.
So ist dort im letzten Monat ein Cochrane Review zum Thema Maßnahmen zur Stärkung der Adhärenz (Interventions for enhancing medication adherence) erschienen. Er hat auf diesem Themenfeld 182 Veröffentlichungen identifiziert, die wenigsten davon waren allerdings randomisierte kontrollierte Studien, von denen man ein geringes Risiko für Verzerrung erwarten kann.
Die schlechte Nachricht: Die ausgewerteten Studien waren so heterogen hinsichtlich Patientengut, Erkrankungen, Behandlung, untersuchten Maßnahmen und Messmethoden für die Adhärenz und klinische Therapiergebnisse, dass auch sehr komplexen und aufwändigen Maßnahmen wie Schulung, Beratung (inkl. motivierende Gesprächsführung, kognitive Verhaltenstherapie) oder täglichen Unterstützungmaßnahmen bisher keine gute Evidenz attestiert werden kann.
Die gute Nachricht: Fehlende Evidenz ist nicht gleichbedeutend mit fehlender Wirksamkeit. In einigen Studien zeigte sich die untersuchte Intervention durchaus wirksam hinsichtlich der Adhärenz und / oder klinischen Parametern. Die Fokussierung auf ein homogenes Patientenkollektiv könnte das Ausmaß dieser beobachtbaren Wirksamkeit von Interventionen zur Adhärenzverbesserung sicherlich erhöhen, ist aber auch ein Stück weit praxisfern.

Referenz:

  1. Nieuwlaat et al.: Interventions for enhancing medication adherence. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 11. Art. No.: CD000011. DOI: 10.1002/14651858.CD000011.pub4.

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