Schokoladendiät: Die Auflösung
Im Beitrag Die Schokoladendiät? hatten wir gefragt, in welcher Beziehung die Studie „Association between chocolate consumption and fatness in European adolescents“ die stärkste Limitation, also Schwachstelle, aufweist, die uns zögern lässt, Schokolade als Mittel zur Gewichtsreduktion zu empfehlen.
Sie haben in der Kurzbeschreibung der Studie gelesen, dass der Schokoladenkonsum per Selbstauskunft erhoben wurde. Bei dieser Art der Erfassung ist mit einer erheblichen Verzerrung (Fachbegriff ‚Bias‘) zu rechnen, weil die Antworten bewusst oder unbewusst dadurch beeinflusst werden, dass der Befragte genau weiß, welches Verhalten wünschenswert ist bzw. erwartet wird. Selbst in anonymisierte Erhebungen kommt das zum Tragen.
Gleiches gilt für die Erfassung der Adhärenz in Studien sowie auch für die einfache Frage während des Beratungsgesprächs „Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig ein?“ Auch Modifikationen dieser Frage, z.B. „Wie häufig vergessen Sie, Ihre Medikamente einzunehmen?“ sind davor nicht gefeit. Mindestens muss diese Frage mit einem Statement verbunden werden, das dem Befragten signalisiert, man werde ihm für eine ehrliche Antwort nicht böse sein, und erklärt, warum die wahrheitsgemäße Beantwortung wichtig ist. Objektive (aber auch nicht garantiert fehlerfreie) Methoden zur Adhärenzmessung sind die Reichweitenanalyse, die Erfassung von Restmengen oder elektronische Aufzeichnung von Arzneimittelentnahmen aus der Verpackung.
Dass die Studie eine Querschnittsstudie ist, die keine Aussagen über Kausalzusammenhänge zulässt, ist ein weiterer Grund, auf die Bestätigung dieser Ergebnisse in prospektiven, kontrollierten, randomisierten* Studien zu warten, bevor Schokolade als Mittel zur Gewichtsreduktion deklariert wird.
* Mit der Verblindung könnte es allerdings schwierig werden…
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