Palliativmedizin
© bluedesign | stock.adobe.comDie palliativmedizinische Versorgung von Krebspatienten mit Atemnot, Tumorschmerzen, Obstipation und Depression ist nun in einer übergreifenden S3-Leitlinie beschrieben, die unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und mit Finanzierung durch die Deutsche Krebshilfe auf der Basis vorbestehender Leitlinien zu den Einzelthemen entstand, die hier aufeinander abgestimmt und vereinigt wurden.
Die Ziele der Leitlinie sind:
- Verbesserung der Kontrolle der typischen Symptome (Atemnot, Tumorschmerzen, Obstipation und Depression) durch Behandlung nach aktuellem Wissenstand
- rechtzeitiges Angebot der palliativen Versorgung nach den Bedürfnissen der Patienten und Angehörigen
- angemessene Festlegung der Therapieziele und der Gesprächsführung
- angemessene Betreuung in der Sterbephase.
Zentrale Aussagen zur Therapie der vier Symptome sind die folgenden:
Atemnot
Bei Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung und Atemnot sollen orale (bzw. enteral per Sonde gegebene) oder parenterale Opioide zur symptomatischen Linderung von Atemnot eingesetzt werden. (Es gibt keinen Hinweis, dass eine lege artis durchgeführte Therapie der Atemnot mit Opioiden zu einer klinisch relevanten Atemdepression führt.) Außerdem sollen nicht-medikamentöse Allgemeinmaßnahmen zur
Linderung von Atemnot angewendet werden, z. B. Aufklärung über das Symptom Atemnot, Beruhigung/Entspannung, Atemübungen oder Kühlung des Gesichts.
Schmerzen
Patienten mit Tumorschmerzen sollen adäquat nach dem WHO-Schema behandelt werden. Bei Patienten mit mittleren bis starken Tumorschmerzen sollen Stufe-III-Opioide (bevorzugt Morphin, Oxycodon und Hydromorphon) verwendet werden. Bei Durchbruchschmerzen sollten schnell freisetzende orale Opioide gegeben und bei häufigem Bedarf die Basistherapie intensiviert werden. Alternativen zur oralen oder intravenösen Applikation sind die transdermale, transmucosale oder subkutane Gabe. Unerwünschte Wirkungen des Opioids sollen adäquat behandelt werden. Amitriptylin, Gabapentin oder Pregabalin kommen als Adjuvanzien in Betracht, müssen aber zur Vermeidung zentraler Nebenwirkungen vorsichtig titriert werden.
Obstipation
Zur Therapie einer Obstipation sollen osmotisch wirksame und/oder stimulierende Laxantien eingesetzt werden.
Depression
Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung und einer Depression sollen sowohl eine effektive palliativmedizinische Symptomkontrolle als auch eine professionelle psychosoziale Betreuung erhalten, auch wenn die Lebenserwartung im Bereich vweniger Wochen liegt. Reichen diese Maßnahmen bzw. eine Psychotherapie nicht aus, soll ein Antidepressivum eingesetzt werden, das nach Verträglichkeit, Sicherheit, Handhabbarkeit und Patientenpräferenzen ausgewählt wird.
Sterbephase
In der Sterbephase sollte die Arzneimittelgabe auf die Kontrolle belastender Symptome und die bestmögliche Lebensqualität fokussiert sein. Das Absetzen von Arzneimitteln (z.B. Antidepressiva) ist ggf. ausschleichend durchzuführen.
Für alle Interessierten enthält der Leitlinienreport auf den Seiten 17 und 18 die Internetadressen der Fachgesellschaften auf dem Gebiet der Onkologie und Palliativmedizin, die von der Leitliniengruppe während der Erstellung verwendet wurden.
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