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Welche Arzneimittel „auf die Leber gehen“

Lebertoxizität © VSRao, GDJ | Pixabay

Stellen alle Arzneimittel ein Risiko für die Leber dar? Nein. Man kann die Antwort aus der Datenbank Livertox ziehen, die kumulierte Fallberichte auswertet, daraus das hepatotoxische Potenzial ableitet und zudem mögliche Mechanismen darstellt. Hier fließen Verordnungszahlen nicht ein. Wenn man also wissen möchte, wie häufig ein Arzneimittel tatsächlich zu einer Schädigung der Leber führt, braucht man Studien wie die von Torgersen et al. [1], die entsprechende Fallberichte aus der US-amerikanischen ‚Veterans‘ Affairs‘-Gesundheitsversorgung aus den Jahren 2000 bis 2021 ausgewertet hat.

Demnach sind die häufigsten Verursacher, die auch bei uns auf dem Markt sind:

[Die Buchstaben in Klammern geben die Livertox-Kategorie nach Zahl der publizierten Fälle mit arzneimittelbedingtem Leberversagen wieder (A ≥ 50 Fälle; B 12-49 Fälle; C 4-11 Fälle), die Zahlen die adjustierten Inzidenzraten aus der vorliegenden Studie in Ereignissen pro 10.000 Personenjahre.]

  • Erlotinib (C; 19,7)
  • Lenalidomid oder Thalidomid (C; 13,7)
  • Chlorpromazin (A; 12,0)
  • Metronidazo l(C; 11,8)
  • Prochlorperazin (C; 11,6)
  • Isoniazid (A: 10,5)
  • Moxifloxacin (B; 9,3)
  • Azathioprin (A; 7,7)
  • Levofloxacin (B; 7,2)
  • Clarithromycin (B; 6,7)
  • Ketoconazol (A; 6,1)
  • Fluconazol (B; 6,0)
  • Captopril (B; 5,8)
  • Amoxicillin/Clavulansäure (A; 5,4)
  • Sulfamethoxazol/Trimethoprim (A; 5,1)
  • Ciprofloxacin (B; 5,1)

Die Livertox-Kategorie hängt vom hepatotoxischen Potenzial, also der „Gefährlichkeit“, und vom Alter des Wirkstoffs ab (bei neueren kann es noch nicht so viele Publikationen geben wie bei alten). Welches Arzneimittel auf diesen Listen erscheint, hängt dagegen vom hepatotoxischen Potenzial und von der Verordnungshäufigkeit ab. Sie sind folglich nicht vergleichbar. Und die gleiche Art der Untersuchung würde bei uns eventuell zu leicht abweichenden Ergebnissen kommen, z.B. weil die Antibiotika nicht gleich häufig verordnet werden. Dennoch bieten sowohl die Datenbank also auch die Studie eine gute Orientierung zur Beurteilung des Risikos, z.B. in der umfassenden Medikationsanalyse.

Quelle:

Torgersen J et al.: Severe Acute Liver Injury After Hepatotoxic Medication Initiation in Real-World Data. JAMA Intern Med 2024; 184(8):943-952

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