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Benzodiazepin-Entzug: Erfolg auch nach langer Abhängigkeit

In einer gemeinsamen Fortbildung der Apotheker- und der Ärztekammer wurden gestern (30.01.2013) die Fallstricke der Benzodiazepin-Verordnung interdisziplinär beleuchtet.

Neben rechtlichen Aspekten (Dr. J. Kiehn, Dr. K. Voelker, Dr. R. Hanpft) und Interaktionen (Prof. Dr. D. Dartsch) waren vor allem die Aspekte der Entzugsbehandlung höchst interessant. Prof. Dr. C. Haasen vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg stellte einen Patientenfall  zum Entzug nach 30 jähriger Abhängigkeit vor.

Die wichtigen Punkte, um Patienten nach so langer Zeit zum Aufhören zu motivieren seien, so Haasen:

  • nach Möglichkeit den für die Patienten angenehmeren ambulanten Weg wählen – stationärer Entzug nur für Patienten, die sich die nötige Disziplin nicht zutrauen
  • klar machen, dass die Entzugssymptome denen der Ursprungserkrankung ähneln, aber passager sind
  • herausfinden, über welches Abhängigkeitssymptom oder welche UAW der Patient am ehesten zum Entzug zu motivieren ist; oft ist es die Tatsache, dass das Risiko, eine Demenz zu entwickeln unter einer Benzodiazepin-Abhängigkeit 60% höher ist
  • die Dosis sehr langsam reduzieren: nach 30 Jahren Abhängigkeit veranschlagt Haasen 3 Jahre Entzug
  • Umstellen auf Oxazepam: wegen der kürzeren Halbwertszeit ist dieser Wirkstoff besser steuerbar – bei Benzodiazepinen mit längerer Halbwertszeit oder vielen aktiven Metaboliten setzen die Entzugssymptome verzögert und dann sehr massiv ein.

Sein Fazit: Auch bei langjähriger Abhängigkeit ist ein Entzug möglich und lohnend!

Dorothee Dartsch, CaP Campus Pharmazie GmbH

5 Gedanken zu „Benzodiazepin-Entzug: Erfolg auch nach langer Abhängigkeit“

  1. Pingback: Newsletter Nr. 01/2013 | Campus Pharmazie

  2. Hallo bieten sie eine qualifizierte n Benzodiazepine tätig an? Ich bin inzwischen bei 20 Diazepam angelangt und will das nicht mehr. Geben sie Ersatzmittel? Oder können sie gute Kliniken empfehlen?
    Lg
    (Emailadresse wurde aus Datenschutzgründen entfernt)

    1. Sehr geehrte Frau K.,
      unsere Aufgabe besteht in der Schulung von Apothekerinnen und Apothekern, damit sie die Patientinnen und Patienten hinsichtlich ihrer Arzneimittel noch besser beraten können. Unsere Empfehlung lautet daher: Wählen Sie für Ihre Fragen und Ihre Arzneimittelversorgung eine Apotheke, in der Ihre Fragen kompetent beantwortet werden, denn wir selbst führen keine Patientenberatung durch.
      Mit den besten Wünschen und herzlichem Gruß
      Dorothee Dartsch

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